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Umsetzung

Die im Mai durch den Kreis Minden-Lübbecke durchgeführte Qualitätsprüfung hat gezeigt, dass die Maßnahme den durch das Konzept abgesteckten Rahmen längst gesprengt hat. Würde man den Status quo beschreiben und zur Grundlage eines neuen, aktualisierten Konzeptes machen, so hätte sich dieser Versuch bereits innerhalb weniger Wochen selbst überholt, da das WIDU-Camp sich gewissermaßen täglich „selbst erfindet“.

Dies ist möglich durch ein multiprofessionell besetztes Team, das sich als lernendes Mikro(=Teammitglieder)- und Meso(=Team)system im Makrosystem Projekt versteht. Den Teilnehmern wird prozess- und zielorientiertes Lernen als Grundhaltung von jedem Mitarbeiter und vom Team vorgelebt.

Die theoretische Grundlage, auf der das Projektteam arbeitet, ist das Konzept der pädagogischen Präsenz . Dieses hoch wirksame Instrumentarium ist die theoretische Grundlage und deren Korrektiv. Während es im Kreis Minden-Lübbecke erstmals anlässlich des Jubiläums der Mindener Erziehungsberatungsstelle durch einen der Autoren, Prof. v. Schlippe vorgestellt wurde, hat die Projektleitung bereits seit 10 Jahren Erfahrung in der Umsetzung dieses Kompendiums auch auf erweiterte Kontexte. Dies wurde in mehreren Fachaufsätzen dokumentiert.

Das Geheimnis der Arbeit mit diesem Konzept ist eine „bedingungslose Verbindlichkeit“, der sich alle Mitarbeitenden am Projekt verpflichten. Dies erlaubt es den Teilnehmenden jungen Menschen, sich auf Beziehungen einzulassen, die – wenn sie das Bedürfnis danach haben – die Qualität von Bindung haben können. Dies ist von so zentraler Bedeutung, da – wie zahlreiche Studien und Metastudien gezeigt haben - die Beziehungsqualität an oberster Stelle im Ranking der wirksamen Parameter sowohl im pädagogischen wie im therapeutischen Setting steht.

Unter dieser Voraussetzung und in einer Arbeitskultur von Wertschätzung, Ressourcenorientierung, Disziplin und Humor einerseits, andererseits aber auch von schnörkelloser Respektlosigkeit vor falschen Tabus und (pseudo)“heiligen Häuschen“ gelingt es auch TeilnehmerInnen mit Erfahrungen von Vernachlässigung und Verwöhn-Verwahrlosung, Migrationstraumata, Enkulturationsdefiziten und anderen biographischen Belastungen, die Freude am Lernen und an der aktiven Gestaltung der eigenen Zukunft zurück zu gewinnen.

Das kurzfristige aber notwendige Agieren und Reagieren in der Zusammenarbeit mit den Projektteilnehmern im Hinblick auf die Zielerreichung zeigt – wie im zuvor genannten Beispiel – dass sich die Realisierung des Projekts täglich neu gestaltet und weit über die im Konzept vorformulierten Anforderungen hinausreicht.

Da das Ziel des Projekts die Überwindung von Vermittlungshemmnissen der teilnehmenden in den Arbeitsmarkt ist, muss im Zweifelsfall das Konzept selbst angepasst werden, wenn es hinsichtlich dieses Ziels Defizite oder hinderliche Konstrukte enthält. Dies entspricht in hohem Maße dem Modell- oder Pilotcharakter des Projekts.

Zugleich erschwert genau dieser Faktor eine eindeutige und erschöpfende Darstellung der Arbeitsweise im Konzept, kann doch als zentraler Leitgedanke in der Orientierung auf das individuelle Ziel jedes Teilnehmenden sowie auf das Gesamtziel des Projekts gelten: „Wir erfinden was gebraucht wird.“

1 A. v. Schlippe und H. Omer: Autorität ohne Gewalt, 2002 und Autorität durch Beziehung, 2004